Die bhutanische Kultur zählt zu den unverwechselbarsten Kulturen der Welt. Als kleines Land mit einer derart kleinen Bevölkerung (etwa 800.000 Einwohner) ist die Notwendigkeit, die Kultur und die Tradition aktiv zu schützen, unabdingbar. Die einzigartige Kultur wird eingesetzt als Mittel, die Souveränität der Nation zu wahren. Die Besonderheit dieser Kultur und der Traditionen ist im täglichen Leben der Bhutaner zu erleben.
Geburt:
Die Geburt eines Kindes ist – unabhängig vom Geschlecht – stets ein freudiges Ereignis. Außenstehende besuchen das Kind und seine Familie normalerweise nicht in den ersten drei Tagen, da das Haus durch die Geburt als beschmutzt betrachtet wird. Daher wird ein Reinigungsritual (Lhabsang) in dem Haus abgehalten. Erst danach kommen die Außenstehenden, um das Baby zu sehen. Mutter und Kind erhalten von den Besuchern Geschenke. Dies können Reis und Milchprodukte sein – vor allem im ländlichen Bhutan – oder aber Kleidung und Geld, wie es eher im städtischen Bhutan üblich ist.
Ein neugeborenes Kind erhält nicht unmittelbar einen Namen. Normalerweise wird der Name von einer religiösen Person gewählt. Das Kind wird zum Tempel gebracht und erhält einen Namen, der in Verbindung zur örtlichen Gottheit steht. Manchmal erhält das Kind auch den Namen des Tages, an dem es geboren wurde. Basierend auf dem bhutanischen Kalender wird für das Baby ein Horoskop (Kye tsi) geschrieben. Es beinhaltet neben dem Datum und der Uhrzeit der Geburt Vorhersagen zur Zukunft des Kindes und beschreibt Rituale, die an bestimmten Lebensstationen abgehalten werden sollten, um als Heilmittel gegen mögliche Krankheiten und Unglück zu dienen.
Traditionell wird ein Geburtstag in Bhutan nicht gefeiert. Allerdings ist es mittlerweile populär geworden, den Jahrestag der Geburt zu feiern – besonders unter den Stadtbewohnern.
Heirat:
Noch vor einigen Jahrzehnten waren arrangierte Hochzeiten üblich. Normalerweise wurde jemand aus dem Kreis der Familie geheiratet, so waren Hochzeiten unter Cousins und Cousinen üblich, vor allem in Ost-Bhutan. Heute finden Hochzeiten aber in der Regel freiwillig und auf eigenen Wunsch hin statt.
Hochzeiten werden „einfach" begangen. Das Datum wird üblicherweise von einem Astrologen gewählt. Ein Lama führt eine kleine Zeremonie durch, manchmal finden Abendessen statt. Die Eltern, Verwandte und Freude schenken dem Paar einen Schal (khar-dar) sowie andere Geschenke.
Im westlichen Bhutan zieht der Ehemann nach der Hochzeit zur Ehefrau, im Osten von Bhutan verhält es sich umgekehrt. Dies ist aber nicht verpflichtend.
Scheidungen werden in Bhutan akzeptiert und nicht stigmatisiert. Oft heiraten die getrennten Eheleute danach wieder jemand anderen.
Beerdingung:
Der Tod wird nicht als Ende gesehen, sondern als Übergang in ein neues Leben. Es werden viele Rituale durchgeführt, die der verstorbenen Seele die Wiedergeburt und den Übergang in das neue Leben zu erleichtern sollen. Diese Rituale werden 7, 14, 21 und 49 Tage nach dem Tod durchgeführt. Feuerbestattungen werden an von einem Astrologen bestimmten Tag durchgeführt, in der Regel aber vor dem Ritual des 7. Tages. In den drei folgenden Jahrestagen des Todes finden außerdem Rituale statt und es werden Gebetsfahnen im Namen des Verstorbenen gehisst.
Essen und Essgewohnheiten:
Traditionelle bhutanische Essgewohnheiten sind einfach und normalerweise wird mit der Hand gegessen. Die Familie sitzt bei den Mahlzeiten im Schneidersitz auf dem Boden. Das Essen wird zuerst dem Familienvorstand serviert – normalerweise von den Frauen der Familie, meistens von der Mutter. Vor dem Essen wird ein kurzes Gebet abgehalten und ein Happen der Mahlzeit wird auf dem Boden platziert und den lokalen Geistern und Gottheiten geopfert. Mit dem Einzug der Modernisierung sind die traditionellen Essgewohnheiten abhanden gekommen und vor allem unter der städtischen Bevölkerung ist es heute üblich, an einem Tisch sitzend und mit Besteck zu essen.
Traditionell wurde das Essen in Töpferware gekocht, heutzutage aber haben moderne Pfannen und Töpfe ihren Platz eingenommen. Ein traditionelles bhutanisches Essen besteht aus Reis, Ema Datshi (das beliebteste Gericht Bhutans bestehend aus Käse und Chili), Schwein, Rindfleisch Curry oder Linsen.
Die hervorstechendste Eigenschaft von bhutanischem Essen ist vermutlich die Schärfe. Chilis sind eine essentielle Zutat für nahezu jedes Gericht und spielen eine derart große Rolle, dass viele Bhutaner ein Gericht ohne Chili bzw. Schärfe kaum genießen werden.
Reis ist das Grundnahrungsmittel fast aller bhutanischen Spiesen. Meist wird er mit ein oder zwei verschiedenen Gerichten aus Fleisch oder Gemüse serviert. Schwein, Rind und Hähnchen sind die am meisten verzehrten Fleischarten. Die häufigsten Gemüsearten sind Spinat, Kürbis, Rüben, Rettich, Tomaten, Algen, Zwiebeln und Grüne Bohnen. In einigen Gegenden wird neben Reis auch Buchweizen und Gerste angebaut – je nach lokalem Klima.